Mit Nira – im deutschsprachigen Raum auch als Schnittknoblauch bekannt – vervollständigt sich der Reigen der wichtigsten Kräuter der japanischen Küche. Nira eignet sich besonders gut für den Eigenanbau hierzulande. Anders als die schon besprochenen Shungiku, Mizuna, Mitsuba und Shiso wird der Nira bei uns auch als Pflanze im Topf verkauft. Eine Anzucht aus den Samen ist damit nicht unbedingt notwendig.
Die Pflege von Nira ist identisch zu der von Schnittlauch: Er ist winterhart, gedeiht im Garten wie im Pflanzkübel und hat das ewige Leben. Alle 1-2 Jahre gilt es – bei Kübelkultur – den Wurzelstock zu teilen, um die Pflanze zu verjüngen.
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Wem auch das noch zu viel ist oder wer keinen Balkon oder Garten hat, findet verzehrfertig abgepackten Nira in jedem Asia-Shop. Denn in der chinesischen, koreanischen oder vietnamesischen Küche ist der Nira noch unverzichtbarer als in der Japanischen. Was kein Wunder ist, denn Nira – aus Korea oder China importiert wie fast alles – wird in Japan als Zutat für nicht-japanische Gerichte wie Ramen oder Gyoza verwendet – die dort so selbstverständlich sind wie Spaghetti für Deutsche.
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Ist die deutsche Bezeichnung Schnittknoblauch sinnvoll?
Ja, die deutsche Bezeichnung ergibt hier ausnahmsweise Sinn. Nira hat ein feines aber ausgeprägtes Knoblaucharoma. Das Gewürzkraut ist das am wenigsten exotische unter allen sog. asiatischen Kräutern: Sein Geschmack ist nicht im Geringsten fremdartig, es ist ein Schnittlauch mit Knoblauchgeschmack.
Reigen der sinnlosen Eindeutschungen Anders als bei Mitsuba, dessen Eindeutschung japanische Petersilie so unsinning wie jene des Shiso, der bisweilen als Kresse firmieren muß, oder bei der Yuzu, die definitiv keine japanische Zitrone ist oder beim Mizuna, dessen Bezeichnung Senfkohl absolut Keinem weiterhilft, tun wir dem Nira nicht unrecht, wenn wir ihn sprachlich einbürgern.
Was wird verwendet?
Man verwendet bei Nira – wie beim Schnittlauch – die Blätter. Mit dem Messer abgeschnitten und gewaschen wird der Nira je nach Verwendung entweder kleingehackt für / als:
- Gyoza, die chinesischen Teigtaschen
- Flädle-, Tiroler Speckknödel-, Leberknödel-, Brätködel oder Grießnockerlsuppe
- Hühner- oder Rinderbrühe
- Brotbelag zusammen mit Butter oder Frischkäse
- ein Omelett oder Rührei
- Salat
oder in Streifen von mehreren Zentimetern Länge geschnitten für / als:
- Salat
- Omelett oder Rührei
- Ramen, wie z.B. diesen hier
- Vietnamesische Sommerrollen
- Diverse vietnamesische Salate und Nudelzubereitungen wie Pho Bo
- Zugabe (gebraten) für Gemüse (Yaki Soba)
- Kimchi (koreanisch eingelegtes Gemüse, entweder pur oder zugemischt z.B. zu Chinakohl)
Welchen Nira?
Es gibt unterschiedliche Nira-Züchtungen. Wie bei fast allen Kräutern ist die theoretisch existierende Auswahl uns Normalsterblichen aber nicht in Form eines Katalog einfach zugänglich (wenn Sie eine Quelle kennen, dann wäre ich für einen Hinweis dankbar). Zunächst ist festzustellen, dass die Schnittknoblauchpflanze, die wir beim Kräuterhändler erstehen, dem Nira aus dem asiatischen Lebensmittelladen zwar ähnlich ist, es handelt sich aber offensichtlich um konstant unterschiedliche Varietäten. Für den Hausgebrauch habe ich keinen kriegsentscheidenden Unterschied feststellen können, ich verwende den dunkelgrünen und sehr flachen und langen Nira aus dem Asia-Shop wie den eher rundlichen und kurzwüchsigen Schnittknoblauch vom Viktualienmarkt oder dem auf meinem Balkon in identischer Weise.
Eine Suche nach Saatgut im Internet mit den Begriffen Allium Tuberosum Samen führt sofort zu einer reichhaltigen Liste von Anbietern. Beim ersten von mir herausgegriffenen Händler sind zwei Nira-Sorten im Angebot (die größere Sorte mit dem treffenden Namen monstrosum, siehe hier), ein Weiterer bietet eine kleinwüchsigere Sorte unter dem Namen Neko an. Mein Tipp: Wenn Sie viel Platz haben, nehmen Sie den Großen, sonst den Kleinen.
Bezug von Nira in Deutschland
Die Versorgungslage ist wie gesagt gut. Schnittknoblauch ist als Samen, Pflanze bei Versandhändlern oder auf dem Wochenmarkt oder als verzehrfertiges Schnittgut is Asia-Shops erhältlich
Hinweise für Nira im Selbstanbau
Nira kann einfach selbst gezogen werden. Vor allem für die Anzucht sind Foliengewächshäuser wie dieses hier* sinnvoll. Sie sind billig und lassen sich meist einfach zerlegen. Ich verwahre das Gewächshaus die meiste Zeit zerlegt im Keller und verwende es nur von März bis Mitte Juni. Wer andere Platzvoraussetzungen hat, wird bei Amazon vielleicht unter dem Suchbegriff Foliengewächshäuser* fündig.
Die Pflanzerde spielt eine entscheidende Rolle beim Gemüseanbau. Mein bisheriges Lieblingsprodukt Plantahum® Premium* ist per 2024 völlig unbrauchbar und besteht nach meinem Empfinden hauptsächlich aus Holzspänen. Mein neuer Liebling und sogar besser als die Plantahum-Erde es früher war ist diese Floragard Aktiv-Tomaten-und Gemüseerde*. Alle anderen Pflanzerden, vor allem Bio-Pflanzerden scheinen im Wesentlichen aus Kies, Holzspänen und Sand zu bestehen, und haben eine Wasserhaltefähigkeit wie mein großes Nudelsieb. Erhältlich ist die Floragard Aktiv-Tomaten-und Gemüseerde* z.B. im Hornbachbaumarkt oder, für den, der in München wohnt, im Gartencenter Seebauer.
Im einzelnen:
- Samen ca. 2 cm tief einpflanzen. Nira ist ein Dunkelkeimer.
- Nährstoffreiche Erde (ich empfehle Floragard Tomatenerde*) mit guter Drainage ist ideal, Kompost ist günstig.
- Die Keimdauer ist kurz: Nach 7–10 Tagen sind die Keimlinge sichtbar. Eine Temperatur des Substrats von 18–21 °C fördert die Keimung. Die Samen des Nira bewahren ihre Keimkraft – so die existierende Literatur – nur kurz. Länger als eine Saison sollte man sie nicht lagern.
- Die ausgewachsenen Pflanzen sind sehr robust und bedürfen keiner besonderen Pflege.
- Schädlinge: So robust Nira ist, er hat im Topf in der Zwiebelfliege einen gefährlichen Gegner, wie ich selbst erfahren musste. Die Larven zerfressen – für uns nicht sichtbar – die Wurzelknollen. Die betroffenen Stängel verwelken und lassen sich ohne Widerstand aus der Erde ziehen. Ich habe bei meinem befallenen Nira die Erde entfernt und mit Lupe und Pinzette die Schädlinge eliminiert. Sehr aufwändig, aber es ist mir so gelungen, aus einem einzelnen mir verbliebenen Knöllchen erneut einen schönen Stock hochzuziehen. Dies jedoch mehr aus sentimentalen Gründen. Besser ist es wohl, das infizierte Wurzelwerk samt Topf wegzuwerfen und neu zu starten. Je nach Situation, Standort und Witterung können sich auch Läuse (nach meiner Beobachtung ist der Wonnemonat Mai in dieser Hinsicht besonders gefährlich) gelegentlich am Stielansatz explosionsartig vermehren. Anders als bei der Zwiebelfliege ist der Befall schnell erkenn- und bekämpfbar, z.B. mit einem Anti-Laus-Cocktail auf Basis von Niemöl, Spiritus und Schmierseife.
- Nira gedeiht gut in der Sonne oder im Halbschatten.
- Nira ist mehrjährig und auch nördlich der Alpen winterhart. Man erntet, bevor sich die Blüten bilden.
Von Kumi Yoshii auf Amazon**