Immer mehr Silikonbackformen, -geräte und -matten verrichten ihren Dienst in meiner Küche. Ich verwende sie vor allem für kleinere Backstücke und Rollen. Für die Titelbilder meiner diversen Artikel über Silikongeräte habe ich einmal eine Art Patchwork aller Matten in meinem Besitz zusammengestellt. Mir war bis dahin gar nicht bewußt, dass ich a) so viele Matten von b) so vielen Herstellern zusammengekauft habe.

Vier Fragen zum Grundmaterial Silikongummi
Das Grundmaterial dieser Hilfsmittel – Silikongummi – gilt als unbedenklich. Ich wollte es aber genauer wissen:
- Ist das Material wirklich so harmlos?
- Gibt es gutes und schlechtes Silikon?
- Wenn ja – wie kann ich das überprüfen?
- Stammt speziell mein Silikonhausrat von einem vertrauenswürdigen Hersteller?
Zu Frage 4: Meine Liste der vertrauenswürdigen Hersteller
Ich nehme die Antwort zu Frage 4 gleich vorweg: Ja, mein Silikon-Hausrat stammt von vertrauenswürdigen Herstellern. Mit war zuvor gar nicht bewußt, von wie vielen unteschiedlichen Herstellern ich Silikonbackatten hatte (Lurch, Tupper, Demarle, Pavoni, Mastrad, De Byuer, Moul’flex). Oft muß man die Backform auch genau inspizieren, um den Aufdruck des Produzenten zu erkennen. Was wiederum ein vertrauenswürdiger Hersteller ist, geht aus meiner Liste hervor, die Du hier findest. Diese Liste ist nicht vollständig, denn nicht zu allen Hersteller habe ich qualifizierte Informationen zum Silikon gefunden, das sie verwenden (z.B. Rösle).
Jetzt zu den Antworten zu den Fragen 1–3.
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Woraus besteht Silikon? Was ist Platinsilikon?
Silikon – genauer: Silikongummi – ist ein verhältnismäßig neuer Kunststoff und erst seit 1979 in den USA für die Verwendung im Nahrungsmittelbereich zugelassen. Er gilt als chemisch inert (= reagiert nicht mit anderen Substanzen) und ist über einen Temperaturbereich von ca. -50°C–300°C stabil: Die Angaben dazu schwanken, aber für den Haushaltsbereich wir meist ein Temperaturbereich von -30–250°C angegeben.
So entsteht Platinsilikon
Die Basis von Silikongummi ist ein klebriges Silikongel, worunter man sich in etwa das Kartuschen-Silikongel aus dem Baumarkt vorstellen kann, mit dem der Installateur die Fugen in Bad und Küche abdichtet. Damit Silikongel zu Silikongummi wird, muß das Silikongel gehärtet werden. Dafür gibt es unterschiedliche Härte-Verfahren. Welches Verfahren zur Anwendung kommt, entscheidet unter anderem darüber, ob das Silikon lebensmittelgeeignet ist oder nicht: „Gute” Hersteller verwenden zur Härtung dieses Gels das sog. katalytische Verfahren auf Platin-Basis. Der dabei enstehende Silikon wird Platinsilikon genannt.

Silikongummi kann auf drei Arten giftig werden:
- Silikon-Gel kann nach unterschiedlichen Verfahren gehärtet werden. Als sicherste Methode gilt die sog. katalytische Härtung auf Basis von Platin, bei der keine Nebenstoffe entstehen können. Anders die sog. Peroxid-Methode, bei der schädliche Nebenprodukte enstehen und in nachfolgenden Schritten aufwändig entfernt werden müssen.
Auch das auf Platinbasis gehärtete Silikon sollte in einem nachfolgenden Prozess von Platinrestpartikeln gereinigt werden, wie hier bei Ökotest nachzulesen ist:“Entscheidend ist der nächste Schritt: das “Tempern”, ein Ausgasen, das dafür sorgt, dass das Endprodukt möglichst frei von flüchtigen organischen Bestandteilen ist, die ins Kochgut übergehen können. Empfohlen wird, die Formen vier Stunden bei 200 Grad nachzubehandeln. Eine aufwendige Prozedur, die sich offenbar manche Hersteller auch sparen”.
- Dem Silikongummi werden Füllstoffe und andere Chemikalien zugefügt (aus Sparsamkeit oder um bestimmte Materialeigenschaften zu fördern).
- Die Pigmente, die zur Färbung des Silikongels verwendet werden, sind giftig.
Wir sind allein und letztlich auf die Angaben des Herstellers angewiesen
Es ist für uns fast unmöglich, festzustellen, ob die drei oben genannten Verunreinigungen für ein bestimmtes Produkt ausgeschlossen werden können.
- Füllstoffe immerhin sollen als weiße Druckstellen zu erkennen sein, wenn man die Silikonform biegt oder knautscht: Die Versuchung, die Silikonform mit billigem Plastik zu füllen, ist für manche Hersteller sicher groß, denn Silikongummi hoher Qualität ist ein aufwendig herzustellendes, teures Ausgangsmaterial.
- Ob der Hersteller die Härtemethode nach dem Katalyseverfahren auf Basis von Platin verwendet, müssen wir auf seiner Homepage recherchieren, wie z.B. beim Hersteller Pavoni, dem ich nach meiner bisherigen Erfahrung und Recherche vertraue. No-Name-Hersteller und deren Händler können wir nicht überprüfen.
- Zum Thema „toxische Pigmente“ habe ich auch nach längerer Recherche keine konkreten Informationen gefunden. Hier befinden wird uns also im Blindflug des Herstellervertrauens. Nachdem die Welt jahrzehntelang mit Teflon kontaminiert wurde und giftiges Plastik uns allseits umgibt, wäre ich nicht überrascht, wenn in Zukunft „Schweinereien“ auch zu in Silikonutensilien verwendeten Pigmenten ans Tageslicht kommen.
Fazit
- Silikon ist ein Gummi auf Basis von synthetischem Kunststoff, der bei richtiger Verarbeitung (Platinsilikon) als unschädlich zu betrachten ist.
- Wir sind letztlich auf die Angaben des Herstellers angewiesen, ob er das richtige Härtungsverfahren anwendet, keine giftigen Pigmente verwendet oder schädliche Zusätze einmischt.
- Eine Liste seriöser Hersteller findest Du in diesem Kurzbeitrag.
- Um No-Name-Hersteller und deren Händler sollte man einen weiten Bogen machen.
- Kritische Füllstoffe sind als weiße Druckstellen zu erkennen, wenn man die Silikonform knautscht.
- Preise von unter 3 € für eine Silikonbackform sind als unseriös zu betrachten.
- Das Ausgangsmaterial Silikon-Gel wird in hoher Qualität von wenigen Produzenten geliefert (z. B. Wacker Chemie) und hat einen vergleichsweise hohen Preis.
- Silikonbackformen sind auch bei Erhitzen auf 240 °C völlig geruchlos. Stinkt die Form bei bestimmungsmäßigem Gebrauch nach Lösungsmitteln oder Plastik, geben Sie das Produkt sofort in den Müll – oder besser, bewahren Sie es als Beweismittel in einem geruchsdichten Müllsack auf und melden Hersteller und Händler bei der nächsten Polizeistation.
Sinnvolle Hilfsmittel*
Wer viel bäckt und auf das Ergebnis Wert legt, benötigt gutes Gerät. Ich habe alle auf Mybanto empfohlenen oder in meinen Büchern verwendeten Arbeitsgerät auch auf einer Einkaufs-Seite* zusammengefasst. Die meisten, nicht alle, der dort versammelten Gegenstände habe ich selber gekauft..