Wer wie ich Okra über alles schätzt und Gemüse (in bescheidenem Umfang) gerne selber zieht, trägt sich irgendwann einmal vielleicht mit dem Gedanken, die Pflanze auf dem Balkon zu kultivieren. Okra hat bei uns keine idealen Bedingungen, und überwältigende Erträge sind zumal im Freiland nicht zu erwarten. Dennoch ziehe ich mir jedes Jahr ein, zwei Pflanzen auf dem Balkon heran. Je nach Saison ernte ich dann bis zu 30 Schoten, schöne Blüten und ein dekoratives Gewächs erfreuen mich zusätzlich. Worauf es beim Okra-Balkon- und Gartenfarming ankommt, erfährst Du in diesem Beitrag.
Wenn Du Okra und japanische Küche liebst, wird dir diese Okra-Zubreitung mit weißem Sesam zusagen. Bezugsquellen: Okra-Samen bekommt man im Gartenfachhandel (teilweise) oder im Internet. Auch der sympathische kleine Laden aus Amazonien hat mehrere Sorten bzw. Produkte im Angebot z.B. hier*, hier* oder hier*.
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Eine Pflanze des Südens unter finanzieller Betrachtung
Finanziell lohnt Eigenanbau von Okra eher nicht, denn unser Klima macht meist einen Strich durch die Rechnung. In heißen Sommern bekomme ich die schöne Pflanze zwar auf dem Balkon ohne weiteres zur Fruchreife, das Input-Output-Verhältnis ist aber nicht günstig. Eine Pflanze liefert gerade mal eine Handvoll Schoten, was die Mühe auch angesichsts des Platzverbrauchs für ein mittelgroßes Planzgefäß nicht rentieren lässt. Denn als südliche Pflanze liebt Okra Feuchtigkeit, Wärme und volle Sonne. In einem Gewächshaus ist die Ausbeute sicher höher und auch bei ungünstigem Wetter zuverlässiger als im Freiland, ich habe aber Keines und deswegen keine Erfahrungen dazu.
Kälte und Nässe setzen der Okra zu
Problematisch sind bei uns die langanhaltenden Kälte- und Nässeperioden, die sich ja gerne bis spät in den Mai hineinziehen (und auch die übrigen Sommermonate zuverlässig heimsuchen) und das Wachstum der eigentlich robusten und schnell wachsenden Pflanze hemmen. Bevor der Sommer richtig anfängt, ist er schon wieder zu Ende, und unsere Okra hat zu wenig Zeit, um ausreichend Fruchtmasse aufzubauen. Anders ist das in den wärmeren Gebieten Japans, welche für Okra ideale Verhältnisse bieten. Eine Portion, wie auf dem Foto unten abgebildet, kostet in Japan auf dem Markt oder im Supermarkt deswegen umgerechnet nur zwischen 1 € und 1,50 €, je nach Saison. In Deutschland berappt man im Laden zwar das Doppelte dafür, der Eigenanbau kommt aber trotzdem teurer, rechnet man nebem dem Platzverbrauch Erde, Dünger und Samen mit ein.
Wer in München lebt: Vor Kurzem habe ich zwischen Deutschem Museum und Isartor einen indischen Händler entdeckt, der Okra unglaublich günstig anbietet. Er befindet sich etwas versteckt zur Linken des Edekaladens am östlichen Eingang zur S-Bahn-Station Isartor.
Das Jahr 2019
Eine Ausnahme war 2019. Ein feucht-schwüler Sommer mit langen Wärmephasen bescherte mir pro Pflanze ca. 15 Schoten. Bei zwei Pflanzen reicht das für 6 (pestizidfreie) Okra-Zubreitungen – nicht schlecht.
Eigentümliche weiße Punkte auf der Blattunterseite?
Weiße, gallertartige Tropfen auf der Blattunterseite sind keine Insekteneier: Okra schützt sich mit diesem Sekret gegen Schädlinge – so die Annahme der Botaniker.
Das ist beim Eigenanbau von Okra zu beachten
- Die Samen – Okra ist ein Dunkelkeimer – keimen zuverlässig und das Pflänzchen wächst schnell. Die Samen einfach 1,2 Zentimeter tief eingraben, Erde immer etwas feucht halten.
- Die Samen behalten ihre Keimkraft sehr lange. Ich habe problemlos mindestens 5 Jahre alte Samen ohne Blindgänger zum Keimen gebracht (100% Keimungswahrscheinlichkeit!).
- Okra einzeln aussähen, dann muß man die Pflänzchen später nicht trennen, was sie schwächt und im Wachstum zurückwirft. Illustriertes Negativbeispiel siehe unten.
- Okra kann nicht genug Sonne und Wärme abbekommen. Kälte und Staunässe hemmen das Wachstum: Die Pflanzen auf dem Titelfoto sind nach einer Regen- und Kälteorgie um die Hälfte kleiner, als sie es unter besseren Bedingungen wären.
- Nähstoffreiche Erde (ich empfehle Euflor Plantahum*, das ich seit vielen Jahren wegen seiner Qualität ausschließlich verwende; ich kaufe es beim Gartenhändler).
- mit guter Dränage ist günstig, zu vermeiden ist – insbesondere kalte – Staunässe, die schnell dazu führt, dass die Okrapflanze am Stil abfault.
- Bei Topfkultur empfielt sich eine Kübelgröße von 18 Litern.
- Erntezeit ist, wenn die Schoten etwa so lang sind wie ein lady finger, wie die Pflanze auf Englisch heißt. Man sollte nicht den Fehler begehen, zu lange mit der Ernte zu warten in der Hoffnung, noch mehr Fruchtmasse herauszuholen: Denn wartet man zu lange, werden Samen und Okra holzig.
- Schädlinge: Läuse, vor allem bei jungen Pflanzen und wenn man sie bei schlechtem Wetter im Mai während der Eisheiligen nach Innen holt.
Fazit
Angesichts des Bedarfs an Nährstoff und Erde mit der damit verbundenen benötigten Topfgröße lohnt sich der Anbau auf dem Balkon für Ästheten, Okra-Enthusiasten und Hobbygärtner mit Experimentierfreude. Im Treibhaus kann die Rechnung anders aussehen: Wer den Platz hat, kann sich so mit dem köstlichen Gemüse ohne Pestizide in ausreichender Menge in der Saison frisch versorgen. Was für ein Luxus!