Zu den überraschendesten Erfahrungen meiner Existenz als Autorin von Backbüchern mit japanischen Zutaten gehört, wie offen manche Kinder sind und wie fein ihr Geschmacksinn entwickelt ist für Gebäck mit Matcha und Hojicha-Pulver. Hojicha ist übrigens gerösteter grüner Tee, mehr dazu habe ich hier, hier oder hier geschrieben.
In einigen Fällen kann man geradezu von einer ausgeprägten Affinität zu diesen japanischen Zutaten sprechen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es Kinder japanischer Eltern sind, Mischlinge oder Prachtgeschöpfe komplett nicht-japanischer Abstammung. In diesem Beitrag beschreibe ich meine Erfahrungen, wie Kinder auf Gebäck mit welchen japanischen Zutaten ansprechen und welche zwei Rezepte besonders gut ankommen.
Die beiden Rezepte stammen aus meinem Buch Patisserie auf Japanisch*.
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Etwas Vorsicht ist angebracht: Matcha und Hojicha-Pulver enthalten Koffein!
Bevor Sie ihrer Spielgruppe nun opulente Platten mit hochkonzentriertem Matcha- und Hojicha-Gebäck vorsetzen, ist zu beachten, dass Matcha – und in geringerem Ausmaß auch Hojicha-Pulver – z.T. nicht unbedeutende Mengen an Koffein enthalten. Die Konzentration verdünnt sich zwar beim Mischen mit anderen Backzutaten wie Mehl, Butter, Eier und Zucker stark, so dass eine „Überdosierung” bei normalem Konsum unwahrscheinlich ist, vollständig ausschließen ist es jedoch nicht.
Süßwaren sollten sowieso sehr moderat genossen werden, wir wollen ja nicht die Typ-2-Diabetiker der Zukunft heranbilden, aber aus meiner mehrjährigen Erfahrung war noch kein Kind wegen ein, zwei Eclairs oder Financiers so überdreht oder überdosiert, dass es keinen Schlaf fand. Menschen sind aber unterschiedlich disponiert – und Sie kennen ihr Kind am Besten!
Nur Matcha und Hojicha-Pulver? Warum?
Soweit ich es beobachten konnte, erfreuen sich Zubereitungen mit schwarzem Sesam oder der Zitrusfrucht Yuzu keiner übertrieben Beliebtheit bei Kindern. Ich hätte früher angenommen, dass es genau anders herum ist, und dass Matcha und Hojicha eher Aromen für Erwachsene sind. Das stimmt vielleicht auch, wenn man Matcha und Hojicha als Tee trinkt, denn die Herbheit trifft typischerweise nicht den Geschmack von Kindern. Bei Süßwaren liegen die Dinge aber anders: Die Herbheit wird durch die Butter und den Zucker abgemildert, andererseits werden eindimensional süße Zubereitungen mit Matcha und Hojicha-Pulver interessanter. So interessant, dass Kinde besonders darauf ansprechen.
Zwei Rezepte finden besonders Anklang
Von allen Rezepten sind es Financiers (sowohl die Hojicha als auch die Matcha-Variante, siehe Titelbild) und die Matcha-Rolle, die besonders gut ankommen.
Finaciers
Financiers sind barrenförmige Küchlein aus Eiweiß, Mandelpulver, Zucker und Butter. Ihren Namen verdankt diese französische Süßigkeit angeblich dem Umstand, dass sie unter Pariser Bankern populär war. Außen leicht knusprig und innen feucht, zeichnen Financiers sich durch ein markantes Aroma nach „Beurre noisette“, gebräunter Butter, aus. Kindern dürfte besoners die weiche, feuchte Konsistenz der Gebäckstücke in den Bann ziehen. Bemerkenswert ist, dass Kinder traditionelle Financiers weniger gern mögen – soweit zumindest meine Beobachtung. Die Zubereitung von Financiers ist übrigens ganz einfach, Rezepte sind auch im Internet¹ zu finden.
Bewährt haben sich Barren-Backformen aus Silikon.
Matcha-Rolle
Die Matcha-Rolle findet Anklang vor allem bei Mädchen (aller Alterstufen). Warum das so ist kann ich nicht mit Sicherheit sagen, mein Verdacht ist, dass es an der köstlichen Füllung liegt: eine Creme aus Sahne und Pudding, eine sog. Creme Patissiere Madame. Rezepte für Matcha-Rollen finden sich (wie für Financiers) auch im Internet¹, Sie müssen nicht extra die königliche Summe von 14,80 € für mein Buch dafür ausgeben. Beachten Sie, dass Matcha den Rollen-Teig brüchig und spröde machen kann, arbeiten Sie ggf. mit etwas mehr Flüssigkeit.
Für Rollen empfehle ich diese Backform von Levivo