Richtig guten Glühwein kann man nicht kaufen: Man muß ihn selber machen. Man kann anständige Zutaten verwenden, das Gemisch nach eigenem Gusto süßen und wird obendrein nicht mit eher lauwarm als siedend-heißem Wein frustriert. In diesem Beitrag beschreibe ich mein Experiment mit einem Yuzu-Glühwein aus übriggebliebenen Yuzu-Schalen. Wenn Du keine Yuzu hast, kein Problem: Dieses Glühwein-Basis-Rezept funktioniert auch mit Zitrone perfekt. Orange sollte man eher beimischen, weil eine „saure” Zitrusfrucht entscheidend für das Gesamtroma ist.
An den überteuerten Glühwein-Mixturen auf Weihnachtsmärkten (die seit der medial aufgeblähten Corinna-Hysterie 2020 eher Hochsicherheitszonen mit Lagerathmosphäre gleichen) stört mich fast alles: Der meist zu hohe Zuckergehalt, die Tatsache, dass das Gesöff eher lauwarm statt heiß serviert wird, der geschmacksfreie Basis-Wein und der sparsam eingesetzte Billi-Rum (zu wenig „Glüh“). Von den perfekt gespülten Tassen reden wir mal lieber nicht.
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Das Experiment
Im Besitz mehrerer Yuzu, habe ich mir das Vergnügen gegönnt, eine halbe Frucht davon für ein Glühweinexperiment zu opfern. Ich habe dazu ein Glühweinrezept auf Basis von Weißwein auf Yuzu umgestellt. Die Mixtur überzeugt durchaus: Der Yuzu-Geschmack ist deutlich wahrnehmbar, Wein, Rum und Zucker sind gut ausbalanciert, Pfeffer, Nelken und Piment tragen dezente Gewürz-Noten bei, die man für Glühwein braucht. Zu beachten ist, dass sich die Yuzu mit einem etwas herben Nachklang bemerkbar macht – aber genau das gefällt ja zu einer Zeit, in der eher das Süße dominiert. Zu viele frische Yuzu würde ich für den Glühwein aber trotz allen Wohlgeschmacks nicht opfern. Dazu gibt es einfach bessere Verwendungsmöglichkeiten, wie die folgenden drei Beispiele aus meinem Buch Patisserie auf Japanisch* zeigen.
Das Rezept
I. Zutaten
- ½ Yuzu
- 0,75 l trockenen Weißwein (der Aldi Süd-Grauburgunder tut es durchaus)
- 50 ml guten weißen Rum (z.B. Havanna Club 3 Jahre)
- 30-40 g braunen Zucker
- 75 ml Wasser
- 50 schwarze Pfefferkörner
- 5 Nelken
- 5 Pimentkörner
- optional: 25 ml Yuzu-Saft (falls zur Hand)
II. Zubereitung
- Yuzu in sehr feine Scheiben schneiden und mit den restlichen Zutaten in einen Topf geben.
- Bis zum Siedepunkt bringen aber nicht kochen, gründlich durchziehen lassen.
- Wenn die Yuzu und Gewürze ihren Geschmack abgegeben haben, absieben.
III. Servieren
Siedend heiß in die Tassen geben.
Wer Yuzu mag: Rezepte für Weihnachten
Wer Yuzu mag: Rezepte findest Du in meinen Büchern zu Weihnachtsplätzchen* und japanischer Patisserie*. Das Plätzchenbuch verwendet nur Yuzusaft und Yuzu-Tea, damit die Besorgung der frischen Früchte kein Hindernis für die Zubreitung z.B. dieser Yuzu-Schnitte oder Yuzu-Plätzchen darstellt. Das Patisserie-Buch hingegen macht ausgiebig Gebrauch von der frischen Yuzu-Frucht.