Während der Großteil der Menschheit beim Kochen und Backen mit Gramm, Zentimeter, Milliliter und °Celsius – also dem metrischen System – arbeitet, verwenden Amerikaner sog. United States customary units. Diesen teils althergebrachten Einheiten wie z.B. ounces und inches, teils neueren wie z.B. cups, tablespoons oder °F (Fahrenheit) begegnet Jeder, der auf der Suche nach Muffin-, Cheesecake oder Brownie-Rezepten in amerikanschem Hoheitsgewässer surft.
Man kann sich über diese archaische Unlogik samt deren diverse Nachteile lange ergehen, wer aber öfter mit amerikanischen Rezepten zu tun hat, versucht besser, sich in dieser Methode zurechtzufinden. Dieser Artikel gibt einen kurzen Überblick über die sieben in den USA verwendeten Größen, soweit sie für uns in der Küche relevant sind.
Mein zweites Rezeptbuch, Patisserie auf Japanisch*, wird gerade ins Amerikanische übersetzt und in Kürze auf Amazon verfügbar sein. Die Hauptarbeit übernimmt ein professioneller Übersetzer, große Mühe bereitet es aber stets, metrische Einheiten sinnvoll ins Amerikanische System umzurechnen. Diese Umrechnung ist dabei keine arithmetische Übung, die auch Excel übernehmen könnte: Denn Kleinmengen wie z.B. „8 g Matcha“ oder „10 g Speisestärke“ kann man nicht in der uns gewohnten Präzision darstellen. Die Umrechnungen dann so hinzubiegen, dass das Rezept auch mit amerikanischen Einheiten und den dort verwendeten Hilfsmitteln noch funktioniert, ist regelmäßig eine Mission Impossible.
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Sieben amerikanische Einheiten sollst Du beherrschen
Von den durchaus zahlreichen U. S. customary units sind es letztlich nur sieben Einheiten, die uns in der Küche öfter begegnen. Warum sieben? Ich habe es extra in meiner letzten Publikation einmal kurz nachgezählt. Zunächst die sieben Einheiten im Überblick, weiter unten bespreche ich dann die Einheiten im einzelnen. Die metrische Entsprechung der amerikanischen Einheit ist in Klammern angegeben:
- Cup (237 ml)
- Teaspoon (5 ml)
- Tablespoon (15 ml)
- Fluid Ounce (29,57 ml)
- Ounce (28,34 g)
- Inch (2,54 cm)
- °F (Fahrenheit).
Die ersten vier Einheiten: „Cup“, „Teaspoon“, „Tablespoon“ und „Fluid Ounces“ – sind Volumeneinheiten. „Ounces“ hingegen sind eine sog. Avoirdupois-Gewichtseinheit und entziehen sich jeder Systematik oder Logik. Wild wird es auch mit „Inches“: Man glaubt es kaum – aber mit 2,54 cm ist es das kürzeste Entfernungsmaß! Kürzere Entfernungen werden in Inch-Bruchteilen angegeben wie ¼ – ½ – ¾ – 1⁄8 – 3⁄8 – 1⁄16 etc. Nicht aufregen, es ist einfach so. Temperatur wird in °F, Fahrenheit, gemessen. Diese Einheit begegnet uns vorwiegend, wenn es ums Einstellen der Ofenhitze geht. Auch hier: Nicht über die Unlogik und Unwissenschafltichkeit der Einheit ärgern.
Sehen wir uns die sieben Einheiten nun etwas näher an.
No. 1 — Cup (237 ml)
Cup ist ein Volumenmaß, das uns in amerikanischen Rezepten für trockene und flüssige Zutaten oft begegnet. Üblicherweise bedient man sich eines Cup-Messbecher-Sortiments, da die Rezepte gerne mit Bruchteilen von cups arbeiten: ¼, 1⁄3, ½, 2⁄3 und ¾). 1⁄8-cups sind nicht unüblich, Da 1⁄5-Vielfache nicht verwendet werden, ist die cup-Messerei grob, und Rezepte mit Cup-Angaben sind entsprechend ungenau. Versuchen Sie nur einmal „200 ml Milch“ in Cups auszudrücken – am nächsten käme eine 4⁄5-Cup, für Fünftel gibt es aber keine cup-Messbecher. Diese Ungenauigkeit trifft freilich nur diejenigen, die ihr „metrisches“ Rezept ins United States customary units-System konvertieren möchten. Für die meisten Wald- und Wiesenrezepte spielt die mangelnde Präzision keine Rolle.
Cup-Sortimente im Internet
Wer sich im Internet ein Sortiment mit Cup-Messlöffeln zulegen möchte, der recherchiere gründlich. Oft werden Sets angeboten, die auf dem britischen Standard basieren und von einer „metric cup“ mit 250 ml ausgehen. Amerikanische Cups fassen wie gesagt 237 ml. Weil Briten cups selten verwenden und sowieso in ihren Rezepten metrische Angaben machen, sind englische Cups mit ihren 250 ml aus meiner Sicht keine sinnvolle Anschaffung, da man dies ja mit seinem Meßbecher abmessen kann. Siehe auch mein Artikel hier mit einer konkreten Empfehlung.
No. 2 — Teaspoon (5 ml) Ein Teaspoon (Teelöffel) – die offizielle Abkürzung lautet „tsp.“ – fasst genau 5 ml. Hier sind sich alle Länder der Erde ausnahmsweise einig, denn diese Definition gilt überall, die USA, Japan, Deutschland, Burkina Faso, das Sultanat Brunei, San Marino, die Lugansk People Republic und die selbsterklärte Republik Sealand eingeschlossen (siehe auch mein Artikel hier). Imperial Teaspoons sind mir noch nicht begegnet. Teaspoons werden weiter unterteilt – es gibt entprechende Sets dazu mit ¼- und ½-teaspoons, meist zusammen einem Sortment mit Tablespoons.
No. 3 — Tablespoon (15 ml) Für Tablespoon (Esslöffel) – offizielle Abkürzung: tbsp. – gilt analog das zu Teaspoon gesagte: wobei ein Tablespoon mit 15 ml definiert ist. Als Kuriosum wäre zu vermerken, dass in den USA Butter in Tablespoons abgemessen wird: Amerikanische Butterpackungen sind hierfür mit Teilstrichen versehen, zum Abmessen wird einfach der benötigte Teil abgeschnitten.
Nicht vielen ist in Deutschland bewußt, dass Teelöffel (TL) und Esslöffel (EL) mit 5 ml bzw. 15 ml international exakt definiert sind. Sets mit normierten Tee- und Esslöffeln sind eine sinnvolle Anschaffung, weil diese Einheiten überaus gebräuchlich sind.
No. 4 — Fluid Ounce (29,57 ml) Ein Volumenmaß wie die oben besprochene Cup, sind Fluid Ounces – offizielle Abkürzung: fl.oz. – der Name sagt es – bei flüssigen Lebensmitteln auf Verkaufsverpackungen z.B. für Mascarpone anzutreffen. Flüssige Zutaten in Rezepten werden nicht in Fluid Ounces (sondern in Cups) angegeben, weil nicht davon ausgegangen werden kann, dass Amerikaner über Messbecher mit Fluid Ounce-Feineinteilung verfügen.
20 Fluid Ounces = 1 Pint, wie auf diesem Pyrex-Messbecher* abzulesen ist.
No. 5 — Ounce (28,34 g)
Ounce, abgekürzt „oz.“, ist eine Gewichtseinheit. Man benötigt also entweder eine Waage – was viele Amerikaner ablehnen – oder einen speziellen Messbecher, bei dem das Gewicht bestimmter Lebensmittel in einer Volumenskala ablesbar wird. Viele kennen hierfür die trichterförmige Dr. Oetker-Messkanne aus Metall, die als Vintage-Modell weiterhin im Angebot ist.
Die meisten Digitalwaagen wie z.B diese hier – meine heiße Empfehlung* – können zwischen Unzen und Gramm umschalten.
No. 6 — Inch (2,54 cm)
Wegen der Längeneinheit „Inch“, abgekürzt „in.“, drehen wir des öfteren unfreiwillig in paar Runden Brainjogging. Angaben in Inches begegnen uns meist bei Backformen oder wenn wir Teig auswellen. Definiert als 25,4 mm, ist die Auflösung auf 1⁄8-in.-Schritte begrenzt. Kein Problem, wenn man aus dem Amerikanischen ins Metrische umrechnet: einfach den Wert mit 2,54 multiplizieren. Andersherum ist das weniger berauschend: Versuchen Sie nur, „1 mm“ nach „in.“ zu übersetzen: Man könnte das zwar mit „0,039370079 In.“ angeben – nur kann das kein Amerikaner mit seinem Inch-Lineal abmessen.
Viele Maßbänder haben eine Inch-Skala.
No. 7 — °F, Fahrenheit
Die exotische Einheit °F, Fahrenheit, begegnet uns zumeist beim Backen. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Umluft (Convection) ist in den USA und auf den britischen Inseln in Privathaushalten gleichermaßen ungebräuchlich. Man kann °F in °C und °C in °F entweder selber umrechnen (Formeln s.u.). Bequemer ist eines der zahlreichen Internet-Tools zu verwenden oder in einer Tabelle nachzugucken.
- Umrechung °F → °C: °C = (°F ‒ 32) × 5⁄9
- Umrechung °C → °F: °F = °C × 9⁄5 + 32
Mit Digitalthermometern kann man sich die Temperatur i.d.R. auch in Fahrenheit anzeigen lassen, sollte ein Rezept diese Echtzeit-Messung nötig machen.
Sinnvolle Hilfsmittel*
Wer viel in der Küche steht, benötigt gutes Gerät. Die Geräte, die Du unten siehst, befinden sich in meinem Hausrat und sind z.T. täglich im Einsatz. Ich habe daüber hinaus alle auf Mybanto empfohlenen oder in meinen Büchern verwendeten Arbeitsgerät auch auf einer Einkaufs-Seite* zusammengefasst. Die meisten der dort versammelten Gegenstände habe ich, wie die Sachen auf dieser Seite, für mich selber gekauft.